Samstag, 31. Oktober 2015

Vorurteile über Halloween

Aus gesundheitlichen Gründen kann ich dieses Jahr leider die Halloween-Lesung nicht halten, aber einiges, was ich da gern mit dazu sage, bringe ich einfach mal auf diesem Wege zu Gehör.

1.) Halloween ist eine Erfindung aus Amerika.
Das ist natürlich Quatsch. Dieser Tag wurde von irischen Einwanderern mit in die neue Welt genommen, stammt also aus Europa.

2.) Es ist der Tag des Totengottes Samhain.
Falsch. Diesen Gott gibt es in der keltischen Vorstellung nicht, er ist eine Erfindung von Schauerromantikern des 19. Jahrhunderts (der Begriff "Horrorroman" entstand erst später).
Vielmehr leitet sich der Begriff "Samhain" von "Sum fuin" ab und bedeutet nichts anderes als "Ende des Sommers", nach der Vorstellung der Kelten das Ende des Jahres, da ihr Jahr nur zwei Jahreszeiten kannte, Sommer und Winter.

3.) An diesem Tag werden die Toten angebetet.
Vielleicht nicht ganz falsch, aber sehr vereinfacht ausgedrückt. Vielmehr wurden an diesem Tag die Toten des vergangenen Jahres noch einmal verabschiedet. Traditionell mit Milch und Keksen, die man vor die Tür legte. Erhielten sie diese letzte Gabe nicht, konnten sie sehr verärgert reagieren (Was der Ursprung des "Süßes oder Saures"-Brauchs ist).
Anders verhält es sich mit dem Brauch des Verkleidens. Damit sollten die Geister des letzten Jahres vertrieben werden. Wobei "Geister" in diesem Falle keine Spukgestalten waren, sondern eher Sinnbilder für schlechte Angewohnheiten, unschöne Erfahrungen und Erlebnisse, mit denen man abschließen wollte um im neuen Jahr neu zu beginnen. Also etwa der gleiche Grund, weswegen wir heute zu Silvester Raketen abschießen (auch, wenn kaum noch jemand weiß, warum wir das tun).

4.) An diesem Tag wurden Opfer dargebracht.
Diese Meinung geht auf Julius Cäsar zurück, der in seinen Abhandlungen über die Kriege gegen die Kelten darüber berichtete. Tatsächlich handelt es sich um den Brauch, daß an diesem Tag im Jahr die Hirten einen Teil ihrer Herden töteten. Das lag aber daran, daß damals nur begrenzt Futter eingelagert werden konnte und dies nötig war, um wenigstens einen Teil der Herden über den Winter zu bringen, hatte also nichts mit ritueller Opferung zu tun. Für die Römer, die ein milderes Klima kannten, war dies natürlich nicht nachzuvollziehen, weswegen sie es als Opferung interpretierten.

5.) Dieser Feiertag ist satanischen Ursprungs.
Das ist ja nun absoluter Blödsinn. Da die Kelten mit der monotheistischen Religion nichts zu tun hatten, war ihnen auch die Vorstellung irgend eines Teufels völlig fremd. Erst mit der Christianisierung wurde alles heidnische als satanisch-böse ausgelegt. In der frühchristlichen Mythologie finden sich dafür viele Beispiele, in denen noch Elemente heidnischer Religion vorkommen, diese aber als teuflisch dargestellt werden.

6.) Eine Erfindung der Neuzeit.
Papst Gregor IV erließ im 9. Jh. einen Edikt, wonach die heidnischen Feiertage nicht mehr verboten, sondern durch christliche Festlichkeiten ersetzt werden sollten. Neben Halloween verdanken wir dieser Verordnung unter anderem auch Weihnachten und Ostern.

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